Hand und Huf

Freie Arbeit auf der Weide

Wer denkt, zum Longieren bräuchte man einen Longierzirkel, eine Longe und eine Longierpeitsche, der oder die irrt.

Je nach Stärke der Beziehung, ist Longieren und Gymnastizieren überall und ohne Hilfsmittel möglich. Das funktioniert aber nur, wenn das Ganze für Pferd und Mensch ein Spiel ist. Dann hat das Pferd überhaupt keinen Anlass wegzulaufen, sondern wartet regelrecht auf die Impulse des Menschen, die ihm helfen sich selbst bewusster (also selbstbewusster) zu werden.

Hier eine Sequenz mit Felix auf der Weide:

Ein freudig, interessiertes Pferd – ein guter Anfang. (Wenn Pferde nicht kommen oder sogar weglaufen, dann ist das nicht nur eine Bagatelle, sondern eine ziemlich deutliche Aussage!)

Das ist Felix, rheinisch-deutsches Kaltblut.

Felix ist sehr ungünstig gebaut: Er hat eine sehr enge Trittspur (kaltbluttypisch), was Gleichgewichtsprobleme verursacht und läuft sehr stark auf der Vorderhand, was diese überbelastet. Gerade für ihn ist also eine Gymnastizierung wichtig, um Fehlhaltungen nicht weiter zu verstärken. Allerdings fällt es ihm auf Grund seiner Länge auch schwer unterzutreten.

Am Anfang der Einheit ist er noch nicht so warm und deswegen auch noch nicht so biegsam. Deswegen sind die Zirkel um mich herum noch groß. Wenn er nun gar keine Lust hätte, würde er in diesem Moment weglaufen – macht er auch manchmal, dann weiß ich, dass wohl mal wieder mehr Beziehungspflege angesagt ist…

Hey, aufwachen! Etwas mehr Energie bitte!

Der Bewegungimpuls wirkt. Felix beginnt sich mehr zu konzentrieren und zu biegen. Das innere Ohr ist ganz bei mir.

Ja, mit dem inneren Bein sollst du weiter raus. Schon kommt mehr Spannung ins Pferd und es sieht gleich viel stolzer aus. Und genau dieses Gefühl suchen die Pferde (von uns), deswegen läuft Felix nicht weg, sondern lässt sich von mir ein bißchen anleiten, um in genau diese Haltung zu kommen

Um – als Kaltblüter! – eine so enge Wendung im Trab hinzubekommen, gehört schon Einiges dazu. Felix biegt sich nicht perfekt, aber er bemüht sich.

Ein Richtungswechsel auf die schlechtere Seite. Felix fällt wieder auseinander. Er läuft auf der Vorhand und schlurft mit der Hinterhand hinterher.

Hier in der Mitte bin ich! Na also, schon besser.

Eine kurze Massage zum Abschluss.