Hand und Huf

Hintergründe

Landwirtschaft heute – keine zukunftsfähige Alternative

Größer, schneller, mehr ist das Motto, das – nicht nur – viele LandwirtInnen antreibt, auch wenn sie selbst es vielleicht gar nicht möchten. Viele stehen vor der Frage „Wachse oder weiche“. Das führt dazu, dass täglich kleine bäuerliche Betriebe aufgeben – allein in den letzten 5 Jahren gaben 23% der landwirtschaftliche Betriebe auf. Oft fällt ihr Land an Spekulanten oder industrielle Großbetriebe, während kleine oder sich neu gründende Betriebe kaum Chancen haben Land zu erwerben.

Durch diese Entwicklung geht die Vielfalt an landwirtschaftlichen Betrieben und deren Wissen verloren ebenso wie die Artenvielfalt und die Vielfalt der Kulturlandschaften, welche den kilometerweiten Monokulturen weichen müssen.

Mehr (kritische) Informationen zu der Situation in der Landwirtschaft heute gibt es unter:

www.meine-landwirtschaft.de/information/hintergruende.html

Daten der Bundesrepublik über die Situation der Landwirtschaft:

www.bmelv-statistik.de/agrarbericht-daten-und-fakten/

Der Kritische Agrarbericht wird von Landwirtschaftsorganisationen herausgegeben und beleuchtet die Themen aus einem etwas anderen Blickwinkel als der offizielle Agrarbericht:

www.kritischer-agrarbericht.de

Es gibt verschiedene Initiativen um Land freizukaufen und BiolandwirtInnen zur Verfügung zu stellen wie z.B. die BioBoden Genossenschaft:

www.bioboden.de

Solidarische Landwirtschaft – eine echte Alternative

„Die ganze Landwirtschaft – nicht das einzelne Lebensmittel – wird finanziert“

Bei dem Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft handelt es sich um einen Zusammenschluss von landwirtschaftlichen Betrieben oder Gärtnereien mit einer Gruppe privater Haushalte.

Landwirt*innen und Mitlandwirt*innen (die übrigen Mitglieder der Gruppe) bilden eine Wirtschaftsgemeinschaft, welche auf die Bedürfnisse der Menschen abgestimmt ist und die natürliche Mitwelt berücksichtigt.

Auf Grundlage der geschätzten Jahreskosten der landwirtschaftlichen Erzeugung verpflichtet sich diese Gruppe, jährlich im Voraus einen festgesetzten (meist monatlichen) Betrag an den Hof zu zahlen.

Hierdurch wird dem*der Landwirt*in ermöglicht, sich unabhängig von Marktzwängen einer guten landwirtschaftlichen Praxis zu widmen, den Boden fruchtbar zu erhalten und bedürfnisorientiert zu wirtschaften.

Die Abnehmenden erhalten im Gegenzug die gesamte Ernte sowie weiterverarbeitete Erzeugnisse wie Brot, Käse etc. – sofern der Solidarhof diese herstellt. Der persönliche Bezug macht die gegenseitige Verantwortung bewusst. Die Mitglieder erleben, wie ihre Ernährungsentscheidung die Kulturlandschaft gestaltet, soziales Miteinander, Naturschutz und (Arten-)Vielfalt ermöglicht und so eine zukunftsfähige Landwirtschaft stattfinden kann.

Wesentlich ist also, dass eine Gruppe die Abnahme der Erzeugnisse garantiert und die Ernte bzw. alles, was notwendig ist, um diese zu erzeugen, vorfinanziert. Alle teilen sich die damit verbundene Verantwortung, das Risiko, die Kosten und die Ernte.

In einer Solidarischen Landwirtschaft können alle Beteiligten von dieser Beziehung profitieren:

Die Mitglieder …

  • erhalten gute Qualität: frische, vielfältige, saisonale, und regionale Nahrungsmittel
  • gewinnen Transparenz: sie wissen, wo und wie die Nahrungsmittel angebaut werden, wer sie anbaut und zu welchen Kosten dies geschieht
  • fördern regionale Nachhaltigkeit: Aufbau ökonomischer Strukturen, durch die eine lebendige lokale Landwirtschaft gestärkt wird
  • bekommen Zugang zu Erfahrungsräumen und Bildung: die Möglichkeit, sich Wissen über den Anbau und die Herstellung von Lebensmitteln und über die Pflege der Erde zu erwerben

Die Landwirt*innen…

  • erhalten Planungssicherheit und die Möglichkeit der Unterstützung durch eine Gemeinschaft
  • teilen das Risiko, das die landwirtschaftliche Produktion mit sich bringt (z.B. schlechte Ernte auf Grund von Witterungsbedingungen)
  • erhalten ein gesichertes Einkommen und somit die Möglichkeit, sich einer gesunden Form der Landwirtschaft zu widmen
  • erhalten einen größeren Gestaltungsspielraum für ihre Arbeit: z.B. die Anwendung von einer guten landwirtschaftlichen Praxis, die unter marktwirtschaftlichen Sachzwängen nicht immer möglich ist; experimentelle Anbauformen, Förderung der Bodenfruchtbarkeit, Tiergerechtere Haltung, Anbau samenfester Sorten
  • gewinnen mehr Freude an der Arbeit, da sie wissen, für wen sie die Lebensmittel anbauen
  • erleben mehr Mitbestimmungsmöglichkeit ihres Arbeitsalltags: Arbeitsstrukturen, die mehr Freizeit, Urlaub ermöglichen, als sonst in dieser Branche üblich ist.

Der Hof …

  • ist geschützt vor Veränderungen des Marktes
  • kann Produkte verwerten, die normalerweise auf Grund von Marktnormen im Müll landen würden. Durch Solawi wird bei den Mitgliedern ein entsprechendes Bewusstsein geschaffen und somit werden weitaus weniger Lebensmittel weggeworfen
  • kann eine größere Vielfalt (z.B. seltene Gemüsesorten, bedrohte Haustierrassen) anbieten

Die Region …

  • kann durch die Vielfalt in der Landwirtschaft ein Ort mit höherer Lebensqualität werden
  • weitere Projekte können durch das Zusammentreffen der vielfältigen Fähigkeiten der Mitglieder entstehen (z.B. Tauschringe, Nachbarschaftscafés, Einmachtreffen usw…)
  • erfährt einen ökonomischen Impuls, da die Wertschöpfung zunehmend in der  Region bleibt

Dieser Text stammt von Wolfgang Stränz vom Buschberghof und ist ebenso wie viele weitere Infos auf der Seite des Netzwerkes Solidarische Landwirtschaft zu finden.

 

Pferdearbeit – eine klimaschonende Alternative

Die Verbreitung des Traktors in Europa Anfang des 20. Jahrhunderts schien das Ende der Arbeitspferde eingeleitet und besiegelt zu haben. Die paar fortschrittsfeindlichen Sturköppe, welche unbeirrt an der Pferdearbeit festhielten, wurden milde belächelt.

Dazu gibt es heute keinen Grund mehr. Immer stärker treten die Probleme zu Tage, welche die intensive Landwirtschaft mit den größer werdenden Maschinen mit sich bringt: Bodenverdichtung, Lärm, Gestank, Monokulturen, Nachtarbeit im Scheinwerferlicht der Traktoren, Entfremdung vom Boden und der Natur, Stress,…

Deswegen entdecken gerade jüngere Leute die Pferdearbeit wieder – und können von Glück reden, wenn sie noch vom Wissensschatz der„alten Sturköppe“ profitieren können.

Dabei besteht die Pferdearbeit heutzutage nicht nur aus dem wieder aufgewärmten Wissen vergangener Zeiten. Obwohl viele der traditionellen Geräte auch heute noch hervorragende Arbeit leisten können – auf Grund ihrer robusten, einfachen Bauweise und weil sie so unglaublich gut durchdacht sind in ihrer Einfachheit – werden immer mehr Geräte für die Pferdearbeit heutzutage neu gebaut. Auf Europas größter Zugpferdemesse PferdeStark finden sich viele Firmen, welche neue Pferdegeräte konstruieren darunter auch die Vereinigung Prommata, welche mir für die Touren ihre wahnsinnig vielfältige Kassine zur Verfügung stellte.

Mittlerweile gibt es immer mehr europäische Hersteller moderner Pferdegeräte. Lange Zeit kamen neue Pferdegeräte fast ausschließlich aus den USA, wo aus der Glaubensgemeinschaft der Amish einige Herstellerfirmen hervorgegangen sind. Ihr Glauben verbietet den Amish die Fortbewegung mit Hilfe von Motoren, so dass sie gezwungen waren die Pferdetechnik weiterzuentwickeln. Heutzutage bewirtschaften sie wirtschaftlich erfolgreiche Farmen und sind sogar in der Lage weitere zu gründen. In Deutschland ist die Pferdearbeit in der Landwirtschaft bis auf wenige Ausnahmen noch nicht rentabel – das mag sich bei steigendem Ölpreis ändern – wohl aber ist die Pferdearbeit im Gemüsebau wirtschaftlich! Nicht nur das: Gerade bei direkt vermarktenden Betrieben ist sie ein wirkliches Werbemittel und DER Publikumsmagnet.

Auf Grund des vorgegebenen Arbeitstempos, der zwangsläufigen, regelmäßigen Pausen, der Ruhe und des direkten Kontaktes zum Tier und dem Boden hat sie im wahrsten Sinne des Wortes erdende Wirkung und wird deswegen gerne im Zusammenhang mit Therapien eingesetzt. Die Integration geistig behinderter Menschen oder auffälligen Jugendlichen bietet Höfen eine weitere Einnahmequelle.

Weitere Informationen zur Zugpferdearbeit liefert die Interessengemeinschaft Zugpferde, welche auch eine Ausbildung zur Fuhrfrau/-mann anbietet.

Der Verein FreiLand e.V. setzt sich für eine bodenschonenden und nachhaltige Wirtschaftsweise ein, wozu auch die Zugpferdearbeit gehört. In Zukunft werden regelmäßig Seminare und Vorführungen für Interessierte angeboten.

Die Fachzeitschrift für Zugpferde ist die Starke Pferde.

Klaus Strüber vom Hof Hollergraben arbeitet und forscht seit vielen Jahren zu Arbeitspferden und präsentiert auf seiner Seite interessante Forschungsergebnisse zu Themen wie Bodenverdichtung und -qualität, Kosten und Dieselverbrauch.

Johannes Kayßer möchte auf dem Tannenhof zeigen, dass auch hierzulande moderne Pferdearbeit in größerem Stil möglich ist: Seine Vision ist die ausschließliche Bewirtschaftungen des 65 Hektar großen Hofes mit Pferden. Dafür setzt er auf neu entwickelte Geräte und große Pferde.